Sonntag, 4. Oktober 2015

Ein (einhalb) Monate

Nihao ihr Lieben :)

Ich wollte nie, dass mein Blog einer dieser Austauschschülerblogs wird, bei denen jeder neue Eintrag mit "Tut mir leid, dass ich so lange nichts mehr geschrieben habe..." anfängt. Aber leider muss ich sagen, dass ich seit ich hier bin vollkommen verstehen kann, warum dass so oft der Fall ist. Es gäbe so viele Erlebnisse, so viele Erfahrungen, Gefühle, Gedanken über es sich zu schreiben lohnen würde, alles ist neu und auf einmal wichtiger als eine Platform im Internet zu verwalten. Auf der anderen Seite, weiß ich aber, dass sich viele von euch fragen, wie es mir geht, wie die Schule hier ist und was ich alles erlebe. Zuerst einmal, es geht mir gut. Es geht mir wirklich gut, ich bin so glücklich dieses Land gewählt zu haben, in dieser Familie gelandet zu sein, in meiner Schule und so viele liebe Menschen kennengelernt zu haben.
Aber der Reihe nach:
Mein erster Schultag in der Zhong-Lun Gao Zhong Municipal Senior High School war am 7. September. Es kommt mir vor, als wäre es schon ewig her seit ich an diesem Tag zum ersten Mal meine Schuluniform angezogen habe, die MRT genommen und pünktlich um 7:30 mit klopfenden Herzen meine Klasse betreten habe. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, wenn dieser Moment, den man sich vor seinem Austauschjahr so oft ausgemalt hat, dann tatsächlich eintritt und man trotzdem nicht weiß, was als nächstes passieren wird.
Als meine Lehrerin die Klasse betreten hat, musste ich dann eine kleine Präsentation über mich und über Österreich halten, wobei ich den ersten Teil auf Chinesisch vorbereitet hatte. Womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass meine Mitschüler ebenfalls kurze Präsentation über sich selbst halten mussten! Es war eine wirklich nette Geste und meine Klasse hat viel gelacht in dieser ersten halben Stunde. In der Pause sind meine Mitschüler gleich auf mich zugekommen und haben mit mir geredet, ich habe großes Glück in einer "foreign affairs class" gelandet zu sein, in der sehr viel Wert auf Englisch gelegt wird, weshalb die Verständigung auch kein Problem ist.
Meine Schule selbst ist auch sehr schön, ich bin im fünften Stock, was bedeutet, dass ich viele Stufen gehen muss, aber es gibt einen großes Innenhof und die Klassen haben Fenster auf der Seite die zum Gang zeigt,was die Räume wesentlich offener wirken lässt.
Der Unterricht hier ist größtenteils Frontalunterricht, allerdings hat das den Vorteil, dass es die Lehrer nicht wirklich kümmert, was man während der Stunde macht. Meine Mitschüler können, essen, leise reden, mit dem Handy spielen, sogar schlafen ist erlaubt und in der sogenannten "Nap time" nach der Mittagspause sogar erwünscht. (Allerdings ziehen es meine Mitschüler vor während dem Unterricht zu schlafen;)) Es gibt auch eine "cleaning time", in der jeder zwanzig Minuten lang entweder die Fenster putzt, den Boden wischt oder andere Aufgaben erledigt. Das klingt aber wesentlich schlimmer als es ist, ich empfinde die "cleaning time" eher als verlängerte Pause, weil es wirklich nicht viel Arbeit ist bzw. meine Mitschüler machen sich nicht viel Arbeit, was möglicherweise erklärt, warum die Schule trotz täglichem putzen, doch insgesamt weniger sauber ist als in Österreich, wo sich professionelle Reinigungskräfte darum kümmern.  
Ein Blick in meine  Klasse

Das ist Pei-An, meine Sitznachbarin

Meine Klasse :)

Meine Klasse tanzt gerne ^^

Meine Lehrerin wird am "Teacher's day" (ja so etwas gibt es hier...) mit Geschenken überhäuft

Mittlerweile, ein Monat später, glaube ich schon recht gut in die Klasse integriert zu sein, ich habe schon ein paar Mal etwas mit meinen Mitschülern unternommen, bin Erzählerin im englischen Theaterstück das meine Klasse für den Drama Wettbewerb der Schule einstudiert und fühle mich sehr wohl hier :)
(Fortsetzung folgt)